Change Readiness – sind wir für Veränderungen gerüstet?

Erinnern Sie sich an das Change-o-Meter? Genau, Humanagement hatte mit diesem Tool eine Befragung über die Veränderungsfähigkeit deutscher Unternehmen gemacht. Von August 2010 bis Februar 2011 beantworteten mehr als 700 Personen die im Internet gestellten Fragen. Am Ende lagen Antwortprofile aus über 100 Unternehmen vor, die zu verschiedenen Branchen gehörten und unterschiedlichen Größenklassen zugeordnet werden konnten.

Die Auswertung der Studie hatte ich bereits im Mai-Infobrief zusammengefasst und erläutert:

  • Die Arbeitsprozesse sind zu störanfällig.
  • Die Entscheidungs- und Kontrollprozesse sind unzureichend in Tempo und Wirkung.
  • Es gibt zu wenig Gemeinsamkeit zwischen den Personen in den verschiedenen Hierarchieebenen der Unternehmen.
  • Insgesamt sind die Diskrepanzen zwischen den Sichtweisen und Bewertungen der Personen verschiedener Ebenen auffällig hoch.

Das Change-o-Meter bildete in den Folgemonaten die Grundlage und den Testfall für den jetzt bei Humanagement neu entwickelten Changeability Check.

Dieser erlaubt eine Standortbestimmung, ob und wie das Unternehmen auf unvorhersehbare Schwankungen der Märkte, der gesellschaftlichen Gesamtsituation – man denke nur an Auswirkungen von Finanz- und Eurokrise oder an plötzliche Kurswechsel der Regierung – oder auch auf Überraschungen durch den Wettbewerb vorbereitet ist. Der Changeability Check beantwortet die Frage, ob sich das Unternehmen schnell und wirkungsvoll genug anpassen kann, wenn sich Bedingungen zum Guten oder zum Schlechten verändern. Es geht bei solcher Change Readiness nicht nur darum Gefahren auszuweichen, sondern auch um die Fähigkeit zum Ergreifen von Chancen. Und zwar schneller und effektiver als der Wettbewerb. Hierzu liefert der Changeability Check wichtige Hinweise, schnell und zuverlässig. Wir werden in Kürze detaillierter darüber informieren.

Was macht man denn nun mit den Ergebnissen eines solchen Changeability Checks? Ich möchte anhand zweier Beispiele zeigen, wie Unternehmen sie für ihre eigene Weiterentwicklung genutzt haben.

Zunächst möchte ich den Fall eines Berliner Pharmaunternehmens vorstellen. Das Managementteam hatte mit dem Changeability Check unter anderem festgestellt, dass die Produktionsprozesse zwar hocheffizient, aber nicht ausreichend robust waren. Das äußerte sich in häufigen Störungen und relativ langen Produktionsunterbrechungen zur Störungsbeseitigung.

Das Managementteam machte sich also an die Arbeit, die Robustheit der Produktionsprozesse zu verbessern. Der erste Schritt bestand in der Einführung eines sehr wirkungsvollen und kostengünstigen Erfassungssystems für die an den Verpackungsanlagen immer wieder auftretenden Störungen. Es verbindet die Erfassung der OEE-Kennziffern mit der konkreten, analogen Zuordnung der Störursachen. Nachdem genügend Daten vorlagen wurde klar, dass durch eine Typenbereinigung bei einzelnen wichtigen Aggregaten, durch Bauteilbereinigung und Konzentration auf einen Hersteller wesentliche Vorteile bei der Störungsbeseitigung und bei Reparatur- und Wartungszeiten erzielt werden konnten. Eine Kosten/Nutzen-Rechnung wies für die notwendigen Investitionen eine Rücklaufzeit von unter zwei Jahren aus. Das gab den Ausschlag.

Außerdem stand für das Werk eine Kapazitätserweiterung für eine bestimmte Verpackungsform an. Ursprünglich war die Anschaffung einer Anlage geplant, die anstelle der vorhandenen die anderthalbfache Leistung bringen sollte. Unter dem Eindruck des Robustheits-Gebots wurde diese Investition noch einmal überdacht. Die neue Lösung, von deren Funktionieren ich mich kürzlich überzeugen konnte, bestand in der Generalüberholung der vorhandenen Verpackungsanlage und paralleler Aufstellung einer neuen des gleichen Typs und gleichen Mengendurchsatzes. Der Preis für diese Variante war nicht höher als der für das ursprüngliche Vorhaben. Dafür jedoch kam zur Kapazitätsverdoppelung noch der Vorteil, dass bei Ausfall einer Maschine die andere weiterproduziert. Durch intelligente Maschinenaufstellung und einige technische Verbesserungen wurde für den Betrieb beider Anlagen nicht mehr Personal benötigt.

Das zweite Beispiel konnten wir bei einem Maschinenbauunternehmen besichtigen. Dort werden unikate Anlagen für die Autozulieferindustrie entwickelt und gefertigt, ein ziemlich konjunkturabhängiges Geschäft. Hierbei spielt die Anpassungsfähigkeit der Belegschaft eine besondere Rolle. Und hier zeigte das Change-o-Meter Reserven auf. Man kann – so die daraus folgende Überlegung des Geschäftsführers – in der Krise Entlassungen vermeiden, wenn die Personalarbeit langfristig auf die Flexibilität des Mitarbeitereinsatzes, auf anpassungsfähige Zeit- und Entlohnungsmodelle und auf eine gesunde Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen ausgerichtet wird. Das funktioniert nur, wenn Personalarbeit nicht als Ressortangelegenheit verstanden wird, sondern als eine zentrale Aufgabe des Managementteams. Und vor diese Herausforderung stellte der Geschäftsführer seine Kollegen. Es fanden Workshops statt, in die auch die betroffenen Mitarbeiter eingebunden waren, um die Zielstellungen zu präziseren und in konkrete Handlungen umzusetzen. Jetzt läuft ein entsprechendes Programm, sozusagen vorbeugend für die nächste Krise, und in einem Jahr soll ein erneuter Change-o-Meter-Test Effekte nachweisen.

Und noch eine weitere Hilfe erhielt der Geschäftsführer aus dem Change-o-Meter-Test. In den zurückliegenden Jahren hatte er nämlich auf Geheiß der Konzernleitung vorgelagerte Fertigungsschritte abgeben müssen. Die Ergebnisse des Change-o-Meter-Tests lieferten nun Argumente für die Rückholung dieser Arbeiten in den Betrieb. Dadurch erhöht sich das Arbeitsvolumen vor Ort und damit auch die Möglichkeit, die Auswirkungen konjunktureller Schwankungen auf die Belegschaftsgröße besser abzufedern.

Mit dem Changeability Check stellen wir ein branchenübergreifendes Instrument zur Verfügung, welches sehr vielen Unternehmen eine schnelle und zuverlässige Einschätzung ermöglicht, durch welche Maßnahmen sie sich gegen die Unvorhersehbarkeit der Zukunft rüsten können. Der Aufwand für seine Nutzung ist – gemessen an seinen Auswirkungen – gering. Der Changeability Check kann in Unternehmen aller Branchen angewendet werden.