Wandel geschafft – ein Rückblick aus der Zukunft

Schneider zog sacht die Haustür hinter sich zu. Er sog die kalte Schneeluft ein und blinzelte gegen das Licht der Straßenlaterne in den leichten Flockenfall. Würde ein schöner Abendspaziergang werden. Er machte das seit einigen Jahren immer am zweiten Weihnachtstag. Die klare Luft und die Ruhe ließen die Gedanken zurückgleiten ins vergangene Jahr. Zum Jahresanfang hatte er den Vorstandsvorsitz übernommen. Und dann waren ereignisreiche Monate gekommen. Obwohl die Branche unter den Auswirkungen der aktuellen Krise litt, ja sogar die ganze Wirtschaft in Nöten war, konnten sie expandieren. Das Geschäft in Asien weitete sich aus, selbst im US-Markt und in Europa konnten sie dank ihres neuen Geschäftsmodells zulegen. Durch den Zusammenbruch zweier Wettbewerber entstanden beträchtliche Freiräume, in die sie beherzt hineinstießen. Was war das für ein Erfolg in seinem ersten Jahr. Sie verdienten klotzig Geld, übernahmen erstklassiges Personal von den unglücklicheren Wettbewerbern und gewannen neue Kunden. Die Presse jubelte, Neider nannten sie „Krisengewinnler“.

Aber er versuchte, dem Hype zu entgehen und würde das auch im nächsten Jahr so halten, dachte Schneider stirnrunzelnd. Denn ihm war klar, dass dieser Erfolg nicht ihm zuzurechnen war. Er war seinem Amtsvorgänger unendlich dankbar. Dieser hatte Ende 2013 den positiven Vorhersagen der Bundesbank für die wirtschaftliche Entwicklung getraut und in aller Stille einen Umbau des Unternehmens eingeleitet. Er nutzte die gute wirtschaftliche Lage damals aus und investierte die Überschüsse in die Entwicklung des Unternehmens. Dabei – und das stellte sich jetzt, im Nachhinein, als besonders weitsichtig und clever heraus – brachte er nicht nur die Produktpalette auf den Prüfstand, sondern stellte die gesamte Unternehmenskultur auf den Prüfstand. Die Unternehmenskultur wurde zum Entwicklungsgegenstand. Manchen Kollegen ging das zu weit, denn schließlich hatten sich die „weichen Faktoren“ ja in der Vergangenheit immer irgendwie an die Sachzwänge des Tagesgeschäfts angepasst. Aber der Vorgänger und seine Mitstreiter, zu denen auch Schneider gehörte, wussten, dass eine nächste Krise nicht genug Zeit lassen würde, das Unternehmen so gründlich umzustellen, dass die Chancen dieser Krise genutzt werden konnten. Also befassten sie sich 2014 intensiv mit dem Denken und Verhalten der Organisation, mit ihren Werten, Stärken und Schwächen. Dabei ging es immer um die Frage, was die Organisation an einem schnellen Umstieg auf ein anderes, damals ja noch gar nicht bekanntes Geschäftsmodell hindern würde. Sie fanden eine ganze Menge und änderten es. Indem sie die Kultur weiter entwickelten, machten sie das Unternehmen wirklich zukunftsfähig.

Schneider schmunzelte bei dem Gedanken daran, dass sie sich nicht sicher waren, ob die neue Ausrichtung am Ende die richtige sein würde. Aber sein Vorgänger wies immer wieder stur darauf hin, dass sie nur ein Stück besser, flexibler, aufgeschlossener, entschlossener sein mussten als der Wettbewerb. „Nicht perfekt – aber besser!“, war sein immer wiederholtes Mantra. Und das sollte am Ende reichen? Und heute, gut drei Jahre später, hatte es gereicht.

Schneider hatte die Hügelkuppe am Rande der Ortschaft erreicht und schaute zurück. Unter ihm lagen verstreut die Häuser und blinkerten ihm mit ihren erleuchteten Fenstern zu. Alles friedlich, alles gut. Schneider wendete sich ab und stapfte weiter, mit lächelnder Stirn. Und dabei dachte er darüber nach, ob das Unternehmen wohl für die nächste Krise, vielleicht die des Jahres 2020, gerüstet sei.

Ich wünsche Ihnen, liebe Leser meines Infobriefs, einen ebenso beschaulichen Weihnachtsabend, wie ihn Herr Schneider in drei oder vier Jahren erleben wird. Diese Weihnachtsgeschichte soll Sie ein bisschen dazu anregen, während der Feiertage vielleicht auch über Veränderungsmöglichkeiten für Ihr Unternehmen nachzudenken, die über das Gewohnte hinausgehen. Nur dann können Sie sich vom Wettbewerb so unterscheiden, dass Sie der Sieger sein werden. Der Unterschied macht es – und wir können Ihnen dabei helfen!