Humanagement Blog

Dr. Stefan Fourier in Ideen-Tipps-Trends

Von Zeit zu Zeit werde ich in meiner Beratungstätigkeit in Unternehmen mit dem Thema Krankenstand konfrontiert. Seit Jahren beobachte ich dabei eine weitgehend unveränderte Situation: Der Krankenstand befindet sich auf einem gleichbleibend hohen Niveau. Das ist umso auffälliger, da in allen Unternehmen sehr viel dafür getan wird, den Krankenstand zu senken. Es gibt das betriebliche Gesundheitsmanagement – in manchen Unternehmen wird dafür viel Geld ausgegeben. Permanent werden Verbesserungen an den Arbeitsbedingungen vorgenommen. Mittels Yoga- und Meditationskursen wird gegen den wachsenden Stress angearbeitet. Es gibt Modelle zur lebensphasengerechten Arbeitszeitgestaltung. Mit den Mitarbeitern werden sogenannte Rückkehrgespräche geführt, um Hinweise für eine weitere Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu bekommen und das Bewusstsein für den Ausfallschaden zu schärfen. Führungskräfte werden am Krankenstand in ihren Bereichen gemessen. Und so weiter.

Es scheint alles nichts zu nützen. Der Krankenstand bleibt hoch.

Wandel läuft oft anders, als vorhergesagt. Ein Beispiel: Bis vor Kurzem dachte ich noch wie die meisten, die Veränderungen im Buchhandel würden durch das E-Book getrieben. Weit gefehlt, wie ich jetzt im Zusammenhang mit der Entwicklung der Absatzzahlen meines Buchs „schlau statt perfekt“ feststellen konnte. Ich hatte nämlich meinen Verlag angerufen und mich beschwert, dass das Buch nicht in den Buchhandlungen zu finden ist und auch nicht als E-Book zur Verfügung steht. Was mir der Marketingchef von BusinessVillage darauf geantwortet hat und warum es darauf gar nicht ankommt, fand ich schon erstaunlich. Und es zeigt mal wieder, dass Zukunft rein spekulativ ist. 

Das Komplexitätsthema wird von vielen Menschen als ziemlich theoretisch wahrgenommen. Das liegt daran, dass es uns ständig umgibt. Wir kennen praktisch nichts Anderes, als in komplexen Situationen und Problemen zu stecken. Und irgendwie kommen wir ja damit auch zurecht. Meistens jedenfalls. Manchmal allerdings kommt es ganz besonders „dicke“ und dann haben wir so richtig Stress. Wie der Geschäftsführer, dessen mittelständische Firma von einem Konzern übernommen wurde und der sich plötzlich allen möglichen neuen Anforderungen gegenübersah. Und zwar allen gleichzeitig. Da wurde aus der „gewohnten“ Komplexität das reine Chaos. Die Planungs- und Budgetierungsprozesse, die Berichtswege, Beschaffung, Logistik, das Produktportfolio, Belegschaftsstärke, seine neuen Vorgesetzten – alles veränderte sich plötzlich auf einmal. Und außerdem musste er ja auch noch das Tagesgeschäft organisieren. 

„Ich habe in meinem Unternehmen eine ganze Menge gut ausgebildeter, junger und talentierter Mitarbeiter, um die mich viele beneiden. Aber sie kriegen ihr geballtes Wissen einfach nicht auf die Straße. Solange alles einfach ist und theoretisch, finden sie supergute Lösungen, aber wenn dann die Alltagspraxis über sie kommt, ist es vorbei.“ Mein Gegenüber am Tisch eines kleinen Restaurants, in dem wir uns hin und wieder zu einem informellen Gedankenaustausch treffen, schaute beim diesen Worten ziemlich ratlos drein. Als ich dann meinte, dass seine jungen Mitarbeiter wohl mit der Komplexität ihrer Arbeitssituation nicht zurechtkämen, nickte er. „Können Sie denn nicht meinen Youngstern dieses komplexe Denken beibringen? Sie machen doch so etwas.“

„Das kann doch nicht wahr sein! Da eiern wir seit Monaten um das Problem herum und jetzt kommen sie, und wir finden in zwei Stunden eine Lösung. Waren wir denn alle völlig vernagelt?“ Dieser Ausbruch meines Gegenübers hatte mich im ersten Moment ziemlich erschreckt, aber dann setzte er ein breites Grinsen auf, reichte mir die Hand über den Tisch und meinte anerkennend, dass ich mein Geld schon wert sei. Wir hatten nämlich gerade ein ziemlich verzwicktes Problem gelöst, für die Firma enorm wichtig, und ich hatte das Management bei der Lösungsfindung unterstützt.

Kürzlich bat mich der Geschäftsführer eines süddeutschen Unternehmens um meine Einschätzung zu einem Vorschlag seines Personalleiters. Dieser hatte festgestellt, dass die Mitarbeiter nicht genügend mit dem Unternehmen identifiziert seien und zur Behebung dieses Defizits ein kennzifferngebundenes Prämiensystem entwickelt. Der besondere Clou daran war, dass man den Mitarbeitern bei Erreichen bestimmter, im Einzelnen noch zu definierender Ziele nicht einfach nur Geld in die Hand drücken wollte, sondern kleine Goldbarren.

Immer häufiger ertönt der Ruf nach Kulturwandel. 
Was braucht es dazu? An erster Stelle anspruchsvolle Projekte! Sie erzeugen, man kann fast sagen „erzwingen“, so viel Energie, dass Kulturwandel gelingen kann. Nichts ist besser geeignet als eine starke Herausforderung, um die Motivation in der Abteilung oder im ganzen Unternehmen auf ein qualitativ höheres Niveau zu heben, Veränderungen in den Haltungen, im Denken und im Handeln herbeizuführen. Kein Verantwortlicher sollte sich diese Möglichkeit entgehen lassen.

Beginnend im neuen Jahr werde ich in einer Rubrik "FourierReport" Informationen über meine Arbeit geben. Zwar hatte bisher schon alles Geschriebene irgendwie mit meiner Arbeit zu tun, aber langjährige Leser haben mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich eigentlich nie darüber berichte, was ich konkret tue, was mich dabei umtreibt und bewegt.

Bei jeder Reise lernt man etwas dazu. Ich habe bei meiner aktuellen Reise etwas Interessantes über Yoga gelernt und dabei festgestellt, dass das auch für Personal- und Organisationsentwicklung gilt.

Wenn man sich, wie ich zur Zeit auf Sri Lanka, mal in einer komplett anderen Umgebung befindet und einem unüblichen Rhythmus folgt, ergeben sich mitunter völlig andere Sichtweisen auf die täglichen Probleme. Ich habe hier einen achtzigjährigen buddhistischen Mönch getroffen, der mir innerhalb von 10 Minuten seine Philosophie erklärt hat, oder zumindest eine Interpretation.

Viele Konzernbetriebe, Sites oder Standorte stehen vor einem Problem, das im Prinzip für alle gleich ist. Sie müssen die umfangreichen Anforderungen der Konzernzentralen erfüllen. Da werden immer mehr und immer detailliertere Berichte fällig, die dem Informationsbedürfnis von Mitarbeitern der Konzernzentrale dienen. Projekte werden initiiert und vorangetrieben, die für den Konzernbetrieb, der sie nahezu allein abwickeln muss, keinen nennenswerten Nutzen bringen. Die Ressortgewaltigen in den Zentralen fordern eng getaktet Telefonkonferenzen und Präsenzmeetings, um sich über den Fortgang zu informieren.

Dr. Stefan Fourier in Ideen-Tipps-Trends

Motivierte Mitarbeiter sind eine feine Sache. Jeder möchte sie haben. Je nachdem, wen man zur Situation im Unternehmen fragt, bekommt man Einschätzungen zwischen „unsere Mitarbeiter sind hochmotiviert“ und „geht gar nicht“.

Dr. Stefan Fourier in

Was Humanager wissen müssen, Teil 1

Dr. Stefan Fourier in

Was Humanager wissen müssen, Teil 2

Dr. Stefan Fourier in

Was Humanager wissen müssen, Teil 3

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