Die Vermessung der Veränderungsfähigkeit

Vor wenigen Wochen haben wir eine umfangreiche Studie zur Veränderungsfähigkeit von Unternehmen gestartet. Die Befragung wird im Internet mit dem Change-o-Meter durchgeführt, mit dem jeder die Veränderungsfähigkeit seines Unternehmens einschätzen kann.

Die Studie folgt in ihrem Aufbau den Merkmalen, die Unternehmen ausprägen müssen, um dem in Zukunft rasant wachsenden Veränderungsdruck begegnen zu können. Viele Führungskräfte und Autoren greifen bei der Beantwortung dieser Frage auf die bewährten Schlagworte zurück: innovativ, flexibel, global, kunden- und serviceorientiert und so weiter. Das ist natürlich alles richtig. Bleibt nur noch die spannende Frage, wie ein Unternehmen sein muss, damit es zum Beispiel innovativ ist. Oder flexibel.

Diesen Themen bin ich in meinem Buch „Jenseits vom schnellen Gewinn“ nachgegangen und komme zu einigen interessanten Antworten. Um das Ganze etwas zu strukturieren, habe ich mich auf die Kategorien Prozess, Struktur, Mensch, Netzwerk und Kultur konzentriert. Die Fragen des Change-o-Meters folgen diesem Konzept. Und wohlgemerkt: Es geht dabei immer um Veränderungsfähigkeit!

Bevor ich die ersten Tendenzen und Zwischenergebnisse aus den bisherigen Befragungen erläutere, noch einige Bemerkungen zum Bewertungsverfahren. In meinem Buch unterscheide ich zwischen Champions, die jede Art von Veränderungsdruck – und sei er noch so überraschend – souverän meistern, den Normalos, die irgendwie so durchkommen, in der Zukunft bei exponentiell wachsendem Veränderungsdruck jedoch zunehmend in Gefahr geraten werden, und den Todgeweihten, die eigentlich jetzt schon sicher auf dem absteigenden Ast sitzen, auch wenn das manchmal noch nicht so deutlich wahrgenommen wird.

Diese Einteilung nimmt auch das Change-o-Meter vor. Dabei sind die Regeln zugrunde gelegt, die wir aus Prüfungen aller Art kennen. Das heißt, ein Unternehmen muss mindestens 50 % der möglichen Punkte erreichen, um den Test überhaupt zu bestehen. Unterhalb dieser Grenze liegen die Todgeweihten. Ein Unternehmen mit mehr als 90 % der erreichbaren Punktzahl ist ein Champion.
 

Die Ergebnisse sollten zu denken geben!

87 % der Teilnehmer an der Befragung haben ihr eigenes Unternehmen, in dem sie beschäftigt sind und das sie relativ gut kennen dürften, in puncto Veränderungsfähigkeit als Normalos eingestuft.


Grafik 1: Gesamtbewertung

Da könnte man sich zurücklehnen, denn als Normalo ist man ja schließlich bisher ganz gut mitgekommen. Aber die Zeiten werden entscheidend turbulenter werden. Und dafür dürfte der "Normalo-Status" nicht ausreichen. Eine lediglich normale Veränderungsfähigkeit reicht gerade einmal für das Reagieren auf stetige Veränderungen, die von gelegentlichen Aufwallungen in Form punktueller Krisen, z.B. des Finanzsektors oder bei bestimmten Rohstoffen oder in einzelnen Marktsegmenten, unterbrochen werden. Solch relativ komfortable Situationen, an die wir uns alle gewöhnt haben, wird es jedoch in der nächsten Zukunft nicht mehr geben.

Außerdem zeigt die Grafik 1 heute schon eine recht hohe Zahl von Teilnehmern, die ihr Unternehmen unter die Todgeweihten einordnen, immerhin jeder Achte! Diese Kandidaten dürften schon bei einer der nächsten Erschütterungen in echte Schwierigkeiten kommen.
 

Drei weitere interessante Tendenzen sind bereits erkennbar.

Erstens fällt auf, dass Teilnehmer aus dem mittleren Management die Situation ihrer Firmen deutlich kritischer einschätzen als das Topmanagement.


Grafik 2: Unterschiedliche Bewertung der Veränderungsfähigkeit abhängig von Führungsebene

Der Unterschied zwischen beiden Gruppen ist so deutlich, dass sich eine Ursachenforschung sicher lohnen wird. Dieser Zusammenhang wird dann besonders interessant, wenn man repräsentative Analysen in einzelnen Firmen anstellt. Das Change-o-Meter lässt sich dafür auf einfache Weise einsetzen und die ersten Unternehmen nutzen das bereits.

Die zweite Besonderheit betrifft Unterschiede bei der Kategorie Netzwerk, also Themen wie Offenheit und Informationsfluss. Hier wird von den Teilnehmern aus Großunternehmen (mehr als 5.000 Mitarbeiter) die Lage im eigenen Haus kritisch eingeschätzt (20 % Todgeweiht). Von den Teilnehmern aus mittelständischen Unternehmen zwischen 50 bis 1.000 Mitarbeitern bewerten nur 6 % ihr Unternehmen so.


Grafik 3: Bewertung der Vernetzung großer und mittlerer Unternehmen

Und drittens wird auch die strukturelle Verfassung der Großunternehmen, verantwortlich für Flexibilität und Entscheidungsverhalten, von 18 % der dort beschäftigten Befragungsteilnehmer als unzureichend eingestuft, für den Mittelstand tun dies nur 8 %. Aufschlussreich könnten in beiden Fällen firmeninterne Untersuchungen sein, wenn man die hinter diesen Aussagen stehenden Detailfragen analysiert.


Grafik 4: Bewertung der strukturellen Veränderungsfähigkeit großer und mittlerer Unternehmen

Wir freuen uns, dass wir bereits nach kurzer Zeit erste interessante Ergebnisse erhalten haben. Das soll so weiter gehen.

Nutzen Sie auch unser kostenloses Angebot, das Change-o-Meter unternehmensintern einzusetzen und so auf einer breiten Datenbasis die neuralgischen Punkte der Veränderungsfähigkeit Ihres Unternehmens herauszufinden.