Entscheidungssache

Die meisten Entscheider wissen nicht, was sie tun. Oft entscheiden sie Dinge, die überhaupt nicht entschieden werden müssen, weil sie nach Faktenlage völlig klar sind. In anderen Fällen treffen sie Entscheidungen gegen jede Vernunft, getrieben von anderen Beweggründen. Manchmal entscheiden sie zu spät oder gar nicht, vor allem dann, wenn „echte“ Entscheidung, nämlich die Wahl zwischen zwei oder mehr  nach Faktenlage gleichwertigen Möglichkeiten notwendig wäre.

Wie viele offene Schleifen, offene Loops sind aktuell in Ihrem Leben aktiv? 

Ein offener Loop ist ein Vorhaben, das wir in unserem Kopf initiieren und dann aber nicht vollenden. Das geschieht besonders gerne am Jahresanfang. Aber auch sonst verlocken täglich viele reizvolle Angebote, denen wir gerne unsere Aufmerksamkeit widmen wollen. Sie beschäftigen unser Gehirn weit mehr, als wir denken.

Wie können wir damit umgehen?

Es ist wohl ein bisschen wie die Geschichte von Henne und Ei. Was war zuerst da? Was ist wichtiger, der Inhalt oder die Form? Es gibt für beides Argumente. Je nach eigenem Standpunkt oder eigenen Präferenzen mag mal das eine obenauf sein, mal das andere. Eines ist indes gewiss: Das eine kann nicht ohne das andere. Form und Inhalt gehören zusammen. Irgendwie. Sonst ist es inhaltsleer oder formlos. Oder beides. Geht das überhaupt?

Von Kindesbeinen an, vielleicht sogar schon früher, sind wir mit richtig und falsch konfrontiert. Es regelt unser Leben und beeinflusst unsere Befindlichkeit. Es ist so allgegenwärtig, dass wir es kaum noch bemerken und oft nicht in Frage stellen. Wenn wir damit anfangen, führt uns das in Opposition. Wir bemerken, dass richtig und falsch menschengemachte Dimensionen sind, die zur Gewinnung und Erhaltung von Macht benutzt werden. Recht zu haben, heißt Macht zu haben ... und ... wer Macht hat, hat Recht. Das hat positive Auswirkungen auf Arbeitswelt und Gesellschaft, aber auch negative.

Nicht richtig und falsch sind wichtig, sondern wie wir damit umgehen!

Der Jahresanfang bietet sich für Zielsetzungen geradezu an. Es ist wichtig, sich von Zeit zu Zeit neue Ziele zu setzen oder die alten zu erneuern, privat, beruflich und besonders für Unternehmen. Aber man muss es schon richtig machen, denn leider erleben wir in vielen Unternehmen genau das Gegenteil von einer leistungsfördernden Zielearbeit. Da werden Ziele einfach kommentarlos vorgegeben, zumindest nicht nachvollziehbar erläutert oder gar gemeinsam erarbeitet. Viele Zielvorgaben sind anspruchslos, manche auch völlig utopisch. Und so vergeuden die betroffenen Führungskräfte und Mitarbeiter einfach nur Zeit, anstatt die Gelegenheit für eine produktive Auseinandersetzung mit den Herausforderungen zu nutzen. 

Um den Jahreswechsel nehmen viele Menschen und auch Unternehmen Gelegenheit für zwei Blickrichtungen. Der eine Blick geht in die Vergangenheit und versucht ein Resümee über das vergangene Jahr. Der andere geht nach vorn, in die Zukunft und dient der Zielbestimmung für das kommende Jahr. So verständlich die Motivation und vielleicht auch die Notwendigkeit für beides ist, so problematisch erweist es sich bei näherem Hinsehen, dies auch wirklich erfolgreich zu tun.

Wie führt man richtig? Wie trifft man nicht nur die richtigen Entscheidungen, sondern entscheidet auch so, dass alle Beteiligten nicht nur mit der Entscheidung, sondern auch mit ihrer Entstehung zufrieden sind? Entscheidet man autoritär, kooperativ, partizipativ oder wie?

Die beste Antwort auf diese Fragen ist immer noch: Kommt darauf an! Das mutet zwar auf den ersten Blick an, als wolle man sich vor der Antwort drücken, trägt aber der Praxis viel mehr Rechnung, als lehrbuchmäßige und mainstream-korrekte Ausführungen. Nach meinen Erfahrungen – und denen vieler anderer – hat sich ein einfaches, pragmatisches Schema bewährt, sozusagen eine Anleitung zum Denken.