Es gibt noch einiges zu tun, bevor die Krise kommen darf!

Im letzten Monat hatte ich einige Gedanken zu der Frage „Sind wir in Deutschland eigentlich auf die Krise vorbereitet, wenn sie denn kommen sollte“ aufgeworfen. Es gab ein paar interessante Reaktionen darauf. Unter anderem bot mir ein befreundeter rumänischer Unternehmer an, Krise in seinem Heimatland zu besichtigen. Dort ist Krise der Dauerzustand und äußerst heftig. Dagegen sind alle für Deutschland denkbaren Szenarien nur Kinderspiele. Da hat er wohl recht.

Wir haben das Augustthema zum Anlass genommen, eine Blitzumfrage per Telefon mit uns bekannten deutschen Unternehmen zu machen. Wir haben Leute befragt, die Humanagement kennen und deshalb sehr bereitwillig Antworten bekommen. Hier eine Zusammenfassung:

Die Blitzumfrage unter Managern und Geschäftsführern zielte auf die aktuelle Veränderungsfähigkeit von Unternehmen. Wegen der in der Kürze der Zeit nur geringen Teilnehmerzahl von 20 Personen ist das Ergebnis natürlich nur eingeschränkt verallgemeinerungsfähig, zumal die Beteiligten ihre Einschätzungen aus den eigenen Erlebensräumen heraus abgegeben haben. Aber trotzdem, es wirft sicher ein Schlaglicht auf die Stimmung und Beurteilung der Situation bei den Unternehmen.

Nach Schulnoten attestieren die Teilnehmer der Veränderungsfähigkeit der deutschen Unternehmen eine Note 3 bis 4. Die Schwankungsbreite ist im normalen Bereich und auch eine Überprüfungsfrage brachte das gleiche Ergebnis.

Als mögliche Auslöser für eine nächste, für die deutschen Unternehmen spürbare Krise rangieren beim Befragungsergebnis die Probleme des Euroraums deutlich an erster Stelle. Die Meinung, dass davon keine Gefahr ausgeht, blieb die Ausnahme. Einen weiteren deutlichen Gefahrenherd stellen nach Meinung der Teilnehmer die BRIC-Staaten dar, einerseits wegen der bestehenden Unwägbarkeiten der zukünftigen Entwicklungen, andererseits wegen der großen Auswirkungen, die mögliche Instabilitäten für unsere Wirtschaft haben würden.

Daneben werden auch mögliche Probleme in den Unsicherheiten der Börsen, Währungen und Finanzmärkte gesehen. Dies rangiert in der Häufigkeit der Nennungen gleichauf mit dem Thema Demografische Entwicklung, wobei Letzteres bezüglich seines Gefahrenpotenzials sehr unterschiedlich bewertet wird. Während die einen darin eine beträchtliche Gefahr für die Stabilität der deutschen Wirtschaft sehen, glauben die anderen, dass die getroffenen Maßnahmen sicher greifen werden und die möglichen Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft sich in Grenzen halten lassen.

Eine deutlich geringere, obwohl noch spürbare, Gefahr sollte nach Meinung der Befragten von den strukturellen Konzentrationen in der Unternehmenswelt (Stichworte: Konzernbildung und Globalisierung), wegen des schwindenden Stabilitätsfaktors Mittelstands, ausgehen sowie von der deutschen „Jammerkultur“, an die man sich aber irgendwie schon gewöhnt hat.

Deutschland wird von einigen Teilnehmern bescheinigt, aus der letzten Krise gelernt zu haben. Das macht sich an der herausragenden Stellung deutscher Unternehmen im internationalen Maßstab fest, an den Finanzpolstern, die viele Unternehmen wohl haben, an dem guten Qualifizierungsstand, an deutschen Tugenden und an der Tatsache, dass der Mittelstand generell über eine gute Robustheit und Anpassungsfähigkeit verfügt. Trotzdem ist die Mehrheit der Teilnehmer skeptisch, dass der Blick auf die Gefahren einer heraufziehenden Krise scharf genug ist. Die Unternehmen seien oft nicht innovativ genug, würden zu stark im Alten verharren, sich zu stark operativ und zu wenig strategisch orientieren, besonders im Mittelstand. Das Thema Change sei einfach zu wenig im Fokus und demzufolge ist auch die gezielte Vorbereitung auf mögliche Heraus-forderungen aus dieser Richtung zu gering.

Es gibt also einiges zu tun. Für uns bei Humanagement war die Befragung eine Bestätigung, dass wir mit unserem Arbeitsschwerpunkt Change Excellence absolut richtig liegen.