Geschichtensammler

Wenn man sich auf die Suche nach den guten Geschichten in einer Firma macht, muss man zunächst einmal die Firma und die darin beschäftigten Menschen verstehen. Die guten Geschichten – im Sinne von „brauchbar“ für Motivation, Begeisterung, Aufbruchsstimmung, aber auch für Kundengewinnung, Mitarbeiterbindung und Talenteakquisition – sind nämlich nicht so leicht zu finden. Sie verstecken sich in den Pausengesprächen, in der Historie der Firma, in den Erzählungen der Kunden und Familienangehörigen, manchmal sogar in den kritischen Kommentaren auf irgendwelchen Websites. Man wird sie aber nur entdecken, wenn man weiß, wie Firmen ticken. Für Leute, die niemals selbst aktiv in Unternehmen gearbeitet haben, ist es sehr schwer, an die guten Geschichten heranzukommen.

Damit wären wir bei der nächsten wichtigen Frage: Was ist eine „gute“ Geschichte, eine Geschichte, die die Leute von den Hockern reißt, sie emotional berührt? Die Antwort hierauf ist nicht so ganz einfach, denn sie hängt von vielen Umständen ab und ist für jedes Unternehmen anders. Es gilt aber ein Grundsatz: Es sind nicht die „glatten“ Geschichten, die Menschen berühren. Es müssen Geschichten mit Widersprüchen sein, Geschichten vom Scheitern und Wiederaufstehen, Heldengeschichten von Gut und Böse. Wie im Kino. Um diese Geschichten zu finden, muss man schon ganz schön tief graben.

Wenn man eine solche Geschichte gefunden hat, dann muss man sie aufschreiben. Aber auch hierbei ist einiges zu beachten:

  • In der Kürze liegt die Würze! Wer viele Worte macht, langweilt die Leute – zumal im Internet- und Handyzeitalter sowieso alles schnell gehen muss. Also auch beim Lesen oder Hören der Geschichte.
  • Political Correctness ist langweilig! Eine „gute“ Geschichte ist niemals juristisch unangreifbar. Sie soll Menschen zu Zustimmung und Ablehnung, zur Auseinandersetzung, zur Diskussion provozieren. Eine Geschichte muss das Risiko der Kontroverse eingehen. (Damit setzt sich natürlich auch der Geschichtenschreiber dem Risiko aus.)
  • Schau den Leuten aufs Maul! Eine „gute“ Geschichte benutzt die Sprache ihrer Adressaten. Sie soll Resonanz auslösen, und das kann sie nur, wenn sie Worte benutzt, die bei den Leuten, die sie lesen, gebräuchlich sind. 

Wenn wir uns allein die hier aufgeführten Punkte anschauen, wird das Dilemma klar. Man braucht einerseits einen unternehmensaffinen, unternehmenserfahrenen Geschichtensammler, andererseits einen professionellen Autor als Geschichtenschreiber. Beides in einer Person zu finden, ist nicht so leicht. Ich kann Ihnen da gerne behilflich sein.