Managergehälter

Ein ziemliches Reizthema. Politiker profilieren sich damit. Die Medien heizen es immer wieder an. Sogar die Gesetzeshüter werden damit betraut. Was ist die beste Lösung? Was ist angemessen? Was findet gesellschaftlichen Konsens?

Wie nicht anders zu erwarten, gehen die Meinungen hier diametral auseinander. Je nachdem, auf welcher Seite man steht, betroffen oder nicht betroffen ist, bezieht man verschiedene Positionen und diskutiert man mit unterschiedlicher Emotionalität.

Meine Frage ist an dieser Stelle: Worum geht es denn eigentlich wirklich? Ob ein Spitzenmanager nun fünf oder zehn Millionen bekommt, das ist mir eigentlich egal. Ich finde beide Beträge zu hoch, egal was der Einzelne macht. Letztlich ist das eine Sache zwischen dem Gerissenen, der diese Irrsinnssumme bekommt, und dem Dummkopf, der sie bezahlt. Kein Mittelständler – und das sind nun mal die meisten Unternehmen – würde seinem CEO eine solche Summe zahlen können. Er würde es vermutlich auch nicht tun, wenn er sie hätte. In Großkonzernen, zumindest in den bekannt gewordenen Einzelfällen, scheint das dagegen einfacher zu sein.

Warum also entsteht so viel Diskussion um diese Einzelfälle. Ich sehe da im Prinzip zwei Gründe:

  1. Die Diskussion dreht sich in Wirklichkeit nicht um die Gehälter der Manager, sondern um Gerechtigkeit. Ganz viele Menschen fühlen sich aus den unterschiedlichsten Gründen oft ungerecht behandelt. Und hier gibt es jetzt ein Thema, ein Stellvertreter-Thema, an dem man seinen Frust über erlebte und/oder gehörte Ungerechtigkeit auslassen kann. Wir haben in unserer Gesellschaft – wie übrigens in jeder anderen auch, auch in jeder Familie – ein Gerechtigkeitsthema.
  2. Die Gehaltsdiskussion gibt es nicht nur bezüglich der Spitzenleute. Auch die Gehaltsstufen in den Unternehmen und zwischen verschiedenen Unternehmen werden oft als ungerecht empfunden. Das wird zwar meist nicht so offen ausgetragen, ist aber trotzdem sehr häufig Gesprächsgegenstand. Auch hier geht es oft um ein gestörtes Gerechtigkeitsempfinden.

Fragen wir uns also, wie müssten Gehälter gestaffelt sein, damit es weniger Ärger über als ungerecht empfundene Unterschiede gibt. Es gibt eine überraschende Antwort aus der Spieltheorie:

Gehaltsabstufungen müssen dem Goldenen Schnitt entsprechen.

Der Goldene Schnitt ist das Verhältnis zwischen Strecken, Körpern, Anordnungen, welches in Kunst und Architektur, aber auch in der Natur, als die ideale Proportion empfunden wird, als Inbegriff von Schönheit, Angemessenheit und Harmonie. In der Mathematik bezeichnet man ihn als die Goldene Zahl von 1,61803398…, die aus Mathematikersicht viele bemerkenswerte Eigenschaften hat.

Aus der Spieltheorie ist das Ultimatum-Spiel bekannt, bei dem das rationale Verhalten von Menschen bei der Sicherung ihres größtmöglichen materiellen Nutzens untersucht wird. Das optimale Verhalten bestätigt exakt den Goldenen Schnitt.

Wendet man dieses Ergebnis auf die Gestaltung einer Gehaltspyramide an, bei deren Anwendung die meisten Beteiligten ein Gefühl von Zufriedenheit, Gerechtigkeit und „win-win“ empfinden, ergibt sich folgendes Bild:

Da hätten wir doch endlich mal einen wissenschaftlich abgeleiteten Maßstab, sowohl für die Spitzenleute, als auch für die Gestaltung der Gehaltsstufen in Unternehmen. Übrigens liegen die Chefs der 30 DAX-Unternehmen mit ihren Fixgehältern (von den Boni ganz zu schweigen) weit jenseits dieses Maßstabs. Lediglich zwei von ihnen, Norbert Steiner von K+S und Thomas B. Quaas von Beiersdorf, passen sich annähernd ein. Nachdem ich mir das vor Augen führte, erschien mir die Emotionalität der Gehaltsdiskussionen logisch erklärbar und sogar wissenschaftlich belegt.