Warum gemeinsames Denken an die Stelle externer Beratung tritt

Sie haben sich bestimmt auch schon ab und zu über die trivialen Ratschläge von Externen gewundert, die „von außen“ mit Standardlösungen für die im Inneren eines Unternehmens doch sehr speziellen Probleme kommen. Aber was sollen sie auch machen? Als Außenstehender kann man nur Allgemeines vorschlagen, bestenfalls die Erfahrungen anderer kolportieren, denn man kennt die Spezifik des „Innen“ nicht. Und je mehr die Welt, in der Unternehmen agieren, sich fragmentiert und in Unsicherheiten zerfällt, desto mehr Besonderheit entsteht. Kein Fall ist wie der andere, kein Problem wiederholt sich, jede Herausforderung ist neu und einzigartig! 

Bei Gesprächen mit Führungskräften, in Beratungsaufträgen oder beim Coaching geht es meist um drei Themenkomplexe:

  • Wie kann ich mein Unternehmen, meinen Bereich zu einem Höchstleister entwickeln, es auf die Zukunft vorbereiten und krisenfest machen?
  • Wie gewinne ich die Leistungsträger für meine Vorhaben, motiviere sie und fokussiere ihre Energie auf die Ziele?
  • Wie komme ich selbst in einer Situation wachsenden Anforderungsdrucks zurecht, bleibe leistungsfähig, gesund und „mit der Nase vorn“?

In vielen Fällen können Hinweise auf Methoden und Techniken zur Unternehmens- und Menschenführung, zur Prozessoptimierung, Qualitätssicherung und zum Selbstmanagement oder auch zur Kreativitätsentwicklung helfen. Allerdings sind Unternehmen und die dort Verantwortlichen immer häufiger in Situationen, die nach gängigem Sprachgebrauch „chaotisch“ sind. Wir sprechen von der VUCA-Welt ((Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity), das heißt Unbeständigkeit und Flüchtigkeit dominieren, Ungewissheit und Unsicherheit wachsen, Komplexität und die überraschenden Auswirkungen von Verschiedenartigkeit herrschen und alles ist mehrdeutig. Nichts ist so, wie es scheint.

In einer solchen Umgebung, die inzwischen in den meisten Branchen Normalität darstellt, genügen die Antworten des klassischen Managements mit seinen Tools nicht mehr. Viele suchen dann Lösungen in den neuen, systemischen Ansätzen oder gar – man sollte es nicht glauben – an der Grenze zum Übernatürlichen. Das Problem dabei ist, dass die Betroffenen konkrete Antworten „von außen“ erwarten, die aber nur allgemein sein können. Die konkrete Situation ist aber speziell und einzigartig. Wie soll man denn den Weg aus einer schwierigen Projektsituation finden, wenn genau dieses Projekt und diese Situation neu und vorbildfrei ist. Die Suche nach dem „guten Rat“ muss also ein Irrweg sein, weil unter VUCA-Bedingungen keine Situation der anderen vergleichbar ist, und Probleme immer den Charakter von Einzigartigkeit aufweisen. 

Ich bin mir vollkommen im Klaren darüber, dass ich hier eine Lanze gegen die Beraterwelt breche. Aber ich bin mir ganz sicher, und die täglichen Anfragen und Gespräche mit Führungskräften zeigen genau das: Die Zeit des Beraters, der auf alles eine Antwort weiß und die Lösung bringt, ist vorbei. Alle Standards, Bezüge auf Beispiele, Methoden und Lösungsalgorithmen sind zwar theoretisch und grundsätzlich richtig, aber eben für den konkreten und praktischen Einzelfall meist nicht wirklich passend. Nichts lässt sich aus der Vergangenheit auf die Gegenwart oder gar in die Zukunft übertragen. Oder fast nichts!

Was bedeutet das für die Verantwortlichen in den Unternehmen? Sind sie ab jetzt und in Zukunft mit ihren Problemen allein? Natürlich nicht! Nur dass ihnen die klassische Unternehmensberatung nicht mehr so viel nützt wie früher. Sie brauchen Berater, die mit ihnen gemeinsam Probleme lösen, nicht nur benennen und analysieren – auch das ist wichtig, aber eben erst der Anfang – sondern Lösungen finden und Umsetzung organisieren. Das kann der Berater nicht allein, denn er kommt von außen. Es geht um Partnerschaft zwischen Führungskraft und Berater, um Denkpartnerschaft!

Wie kann ich mich als Berater, speziell als Humanagement-Berater, in diese Denkpartnerschaft einbringen? Zunächst sind da die Humanagement Denkmodelle, die uns einen besonderen Blick auf die VUCA-Welt ermöglichen. Sie beschreiben Prinzipien und Mechanismen, mit deren Hilfe der besondere Problemfall angreifbar wird und Lösungen entstehen. Sie sind nicht selbst die Lösung, sondern eben Denkmodelle, mit deren Hilfe wir gemeinsam, Führungskraft und Berater, Lösungen erarbeiten können. Dazu kommt die besondere Humanagement-Kompetenz bei der Aktivierung der Belegschaft und zum Motivieren insbesondere des mittleren Managements. Wir können erreichen, dass alle Stakeholder engagiert und einfallsreich zusammenarbeiten und zu Hochleistungsteams zusammenwachsen. Der „Trick“ ist, dass wir nicht mit einer (wahrscheinlich nicht passenden) Lösung von außen kommen, sondern mit den Verantwortlichen des Unternehmens zu einer produktiven Einheit verschmelzen. Das nennen wir Denkpartnerschaft und praktizieren es sehr erfolgreich.