Was Greta Thunberg mit einer Katze gemeinsam hat

Stellen Sie sich vor, Sie leben zusammen mit eine ganzen Menge Leuten auf einem Bauernhof. Da sind Erwachsene, Kinder und Alte unter einem Dach zusammen. Und es gibt eine Katze. So einen großen, dicken, roten Kater. Und alle glauben fest daran, dass dieser Kater der Führer ist. Wirklich alle, ausnahmslos alle glauben felsenfest daran, ohne Zweifel und alternativlos!

Der Kater hat natürlich davon keine Ahnung. Er benimmt sich so wie immer. Schläft viel, frisst, schmust und schnurrt manchmal, mitunter ist er auch für Stunden einfach verschwunden. Das gibt der Gemeinde natürlich zu denken, denn schließlich ist er ja der Führer. Und wenn der plötzlich verschwindet, könnte das ja etwas bedeuten. Ratlosigkeit bricht aus, Unruhe, vielleicht sogar Angstphantasien.

Nun gibt es unter den Menschen auf dem Bauernhof zwei oder drei, die näher an der Katze dran sind. Sie haben sie großgezogen, füttern sie und kümmern sich um ihr Wohlergehen. Diese Personen haben gegenüber den anderen Bewohnern die Deutungshoheit, was das Verhalten der Katze betrifft. Sie bilden den „inneren Kreis der Katze“ und können die anderen Bewohner beruhigen, wenn die Katze mal verschwunden ist. Und das funktioniert so gut, dass sich niemand mehr Sorgen macht. Schließlich wissen die Leute des inneren Kreises ja Bescheid. Sie haben durch ihre Nähe zum Führer eine Sonderstellung in der Gemeinschaft.

Eines Tages jedoch kommt einer aus dem inneren Kreis auf die Idee, seine besondere Stellung als Katzenvertrauter noch ein bisschen mehr auszunutzen. Er verbindet das Verhalten der Katze mit SINN. Heute hat die Katze weniger gefressen, da scheint also etwas nicht in Ordnung zu sein. Der Katze, dem Führer (!) hat also wohl etwas missfallen? Und schon rätselt die Gemeinde, was das wohl sein könnte. Ist es vielleicht zu kalt im Raum? Der Katzenvertraute hält das für möglich und schon wird die Heizung hochgedreht. Und das ist erst der Anfang. Wenn draußen ein Hund vorbeiläuft, wird er von den Bewohnern verjagt, denn die Katze kann Hunde nicht leiden. Hunde werden zum Feindbild der ganzen Gemeinschaft. Einzelne Bewohner versuchen, die Gunst der Katze/des Führers durch kleine Leckereien zu gewinnen. Das läuft natürlich über den Katzenvertrauten, weil der weiß, was der Katze gefällt und guttut. Also muss man sich mit ihm gut stellen. Und so entsteht um die Katze herum eine wirkungsvolle Hierarchie, die dafür sorgt, dass die Katze immer stärker dominiert. Der Katze ist das zwar ziemlich schnuppe, aber der innere Kreis profitiert davon. Er verstärkt den Glauben an die Katze als Führer und steuert darüber in relativ kurzer Zeit die ganze Gemeinschaft.

Wer jetzt meint, das Ganze sei ja nur ein Gedankenexperiment und hätte mit der Wirklichkeit nichts zu tun, der sollte mal in seiner Umgebung ganz genau hinschauen. Wir haben in Trainingsprogrammen solche Konstellationen erprobt und durchgespielt. Es läuft immer auf Dasselbe hinaus: Führungsfiguren werden zu Führungsfiguren gemacht, und zwar von denjenigen, die davon am meisten profitieren. Und wenn man den Hype um Greta Thunberg verstehen will, muss man nur die Frage stellen, wer am meisten davon profitiert. Nicht Greta, die ist wie die Katze und sagt und tut genau das, was ihr in den Sinn kommt, was sie ehrlichen Herzens für richtig und wichtig hält. Wohlgemerkt: Ich sage nicht, dass das schlecht oder falsch ist! Ich schaue mir lediglich die Mechanismen an, die um Greta herum von Journalisten und Politikern ausgelöst werden und zur Wirkung kommen. Die dazu führen, dass massenweise unreflektiert Parolen und undurchdachte Lösungen übernommen werden. Die dazu führen, dass differenzierende Betrachtungen unmöglich werden. 

 

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