Wenn das innere Feuer brennt - Motivation erlauben

In den zurückliegenden Monaten habe ich über den WOLLEN-Modus geschrieben. Menschen in diesem Modus sind hochmotiviert, denn sie tun genau das, was sie wirklich tun wollen. Intrinsische Motivation, der Traum einer jeden Führungskraft. Irgendetwas will jeder, man muss nur herausfinden, was das ist. Dann weiß man, wofür diese Person brennt, was sie wirklich will. Bei dem ganzen Motivationsthema geht es in erster Linie also nicht darum, was die Führungskraft (oder das Unternehmen) von den Mitarbeitern will, um das dann als Ziel vorzugeben und schmackhaft zu machen. Sondern es geht primär darum, was die Mitarbeiter selbst interessiert, was sie antreibt und wofür sie bereit sind, sich zu engagieren – weil sie es wollen. Motivation beginnt damit, genau das herauszufinden!

Vor einiger Zeit lernte ich einen jungen Mann kennen, der voller Feuereifer über seine Arbeit in einem Ingenieurbüro erzählte. Auf mein neugieriges Nachfragen, wie das wohl käme, meinte er nur, er hätte einfach Glück mit seinem Chef gehabt. Der hielte ihm alles vom Leibe, was mit Administration zu tun hat. Er könne wirklich mehr als 80 Prozent seiner Zeit auf seinem Fachgebiet arbeiten. Und da er dort ziemlich gut sei, würde ihm auch niemand dreinreden, wie er das organisiert.

Um es mal ganz einfach zu machen (bitte verzeihen Sie mir diese Reduzierung, aber sie ist hilfreich, um unsere Ansatzpunkte für erfolgreiche Motivation, also für die Nutzung des WOLLEN-Modus, deutlich zu machen): Es gibt zwei Kategorien von Menschen. Die einen ergreifen einen Beruf, weil sie stark an dem Thema interessiert sind. Nur wenige unterziehen sich erfolgreich den Mühen einer anstrengenden Ausbildung, eines Studiums gar, ohne an den Inhalten interessiert zu sein. Deshalb findet man bei Studienabgängern in der Regel eine große Lust, sich genau mit den Inhalten ihres Fachgebiets zu beschäftigen. Das ist es, was sie wollen. Wenn sie das dürfen, das heißt, wenn ihnen bei ihrem zukünftigen Arbeitgeber die Möglichkeit zur weit überwiegenden Beschäftigung mit ihrem Fachgebiet ermöglicht wird, dann sind und bleiben sie im WOLLEN-Modus. Jetzt schauen wir als Führungskraft mal selbstkritisch, wie oft und nachhaltig wir unseren Mitarbeitern dies ermöglichen. Durch Verwaltungskram, langatmige Meetings, umständliche Genehmigungsverfahren, operative Feuerwehreinsätze und alle möglichen Vorgaben halten wir sie von dem ab, was sie wirklich gerne machen und drücken sie nach und nach aus dem WOLLEN- in den MÜSSEN-Modus. Bis dieser zum Normalzustand wird und die Menschen sich nicht einmal mehr an das erinnern können, was sie wirklich wollen.

Besagter junger Mann hatte da mehr Glück. Er wurde gut geführt, denn Führung heißt ja nicht, andere zu gängeln, ihnen Vorschriften zu machen oder ihnen immer wieder zu zeigen, dass man es als Chef besser weiß. Nein, Führung bedeutet, die Bedingungen des Arbeitens so zu gestalten, dass die Mitarbeiter sich überwiegend auf ihre Spezialitäten konzentrieren können. Es gibt viele Fälle, in denen das gut gelingt. Ich kenne einen Verantwortlichen für Operational Excellence in einem großen Produktionsunternehmen. Er liebt es, sozusagen von seinem Naturell her, Abläufe zu verbessern. Er ist der geborene Optimierer, dafür brennt er. Und genau in diese Position wurde er von einem klugen Vorgesetzten gestellt. Er bekam „freie Hand“, seine Arbeit so zu gestalten, dass nach seiner eigenen Überzeugung der größtmögliche Nutzen herauskommt. Er hat die Freiheit, das zu tun, was ihm am meisten Freude bereitet und es so zu tun, wie er es für richtig hält. Er hat Gestaltungsfreiheit. Deshalb ist er im WOLLEN-Modus.

In vielen Fällen sieht die Realität weitaus nüchterner aus, als in diesen beiden Beispielen beschrieben. Es ist nun einmal eine Tatsache, dass es nicht nur diese eine Kategorie Mensch gibt. Viele gehören der zweiten an und ergreifen einen Beruf, weil sie schließlich mit irgendetwas ihr Geld verdienen müssen. Die brennen nicht für die Inhalte ihrer Arbeit, sondern betrachten sie als eine Notwendigkeit, um des lieben Geldes wegen. Die große Frage ist nun, wo in deren Arbeitswelt der Zugang zum WOLLEN-Modus liegt.