Ein schlauer Buddhist

Wenn man sich, wie ich zur Zeit auf Sri Lanka, mal in einer komplett anderen Umgebung befindet und einem unüblichen Rhythmus folgt, ergeben sich mitunter völlig andere Sichtweisen auf die täglichen Probleme. Ich habe hier einen achtzigjährigen buddhistischen Mönch getroffen, der mir innerhalb von 10 Minuten seine Philosophie erklärt hat, oder zumindest eine Interpretation.

Er begann mit der Frage, ob mein Körper eigentlich wirklich mein Körper sei. Ich habe das natürlich bejaht und mich über die Frage gewundert. Meine Verwunderung stieg dann ein bisschen, als er nachfragte: "Wenn er dir gehört, dann müsstest du ihn kontrollieren können, kannst du das wirklich?" Da wurde ich ein wenig nachdenklich, denn mir fiel sofort das gesundheitliche Problem ein, dessentwegen ich mich vor einiger Zeit einer Operation unterziehen musste. Und dann musste ich daran denken, dass ich beim Golfspiel meinen Körper nun wirklich nicht richtig unter Kontrolle habe, denn sonst hätte ich sicher ein grandioses Handicap. Als ich die Frage nach der Kontrolle daraufhin verneinte, lächelte er mich verschmitzt an und setzte: "Wenn du ihn nicht kontrollieren kannst, dann gehört er dir auch nicht wirklich. Und wenn er dir nicht gehört, dann brauchst du dir um ihn auch keine Sorgen zu machen. So ist das auch mit den anderen Sachen, mit Eigentum, Familie, Beruf und so weiter. Du kannst sie nicht wirklich kontrollieren. Also musst du dir keine Sorgen machen. Mach dir nicht so viele Gedanken um diese Dinge, denn sie gehören dir nicht, du bist nicht wirklich mit ihnen verbunden."

Ich hielt natürlich dagegen. Schließlich kann man ja nicht einfach alles laufen lassen und die Hände in den Schoß legen. Schließlich gibt es ja noch so etwas wie Verantwortung. Aber der alte Mann verlor sein Lächeln nicht. "Genau darum geht es im Buddhismus," meinte er. "Erstens soll man seine Bindungen an die Dinge dieser Welt lösen, und zweitens soll man sich trotzdem drum kümmern und seine Pflicht erfüllen."

Er hat mir dann noch viele Beispiele erzählt, die alle zeigten, dass es um den mittleren Weg geht, den zwischen alles kontrollieren wollen und alles laufen lassen. Dabei bekam ich dann ein ganz gutes Gefühl und fand, dass der Buddhismus ein wirklich schlauer Ansatz ist. Er akzeptiert die Komplexität unserer Welt und macht das Beste aus der unbestreitbaren Tatsache, dass wir sie nur begrenzt kontrollieren können.

Ich habe mich vorher mit Buddhismus eigentlich nicht beschäftigt und werde das vermutlich auch zukünftig nicht tun. Aber die beiden Prinzipien finde ich gut. Genau genommen folge ich ihnen schon lange und habe sie auch in meinem neuen Buch "Schlau statt perfekt" angewendet.