Künstliche Intelligenz - wie wir uns vorbereiten können

Herrn X war alles zu viel. Berge von Arbeit. Druck vom Management. Stress mit der Familie. Kaum noch Zeit für sich. Burnout. Eines Morgens war alles vorbei. Er war frei! Seinen Job hatte eine Künstliche Intelligenz übernommen. Keine Arbeit mehr, kein Druck, kein Stress und jede Menge Zeit für sich selbst.

So ähnlich wird es kommen, über kurz oder lang. Die einen finden das prima, für andere ist es ein Höllenszenario. Was können wir dagegen tun? Wie verhindern wir den Vormarsch der Algorithmen? Das alles sind die falschen Fragen!

Wie können wir uns vorbereiten? Wie machen wir uns KI zunutze? Was tun wir mit der gewonnenen Freiheit? Das sind die richtigen Fragen! Mehr und mehr Menschen beschäftigen sich genau damit. Sie belegen Studiengänge, zusätzlich zu ihrer aktuellen Arbeit. In Unternehmen werden Arbeitsgruppen gebildet, die die sinnvollen und nützlichen Einsatzmöglichkeiten für KI untersuchen. Dort werden nicht unbedingt neue, umwälzende Lösungen gefunden, aber die Menschen beschäftigen sich mit den neuen Techniken, nähern sich ihnen, lernen, öffnen sich dem Unbekannten, so dass es nach und nach seine Bedrohlichkeit verliert. Da werden automatisierte Drohnen für die Lagerinventur eingesetzt, 3D-Druck ausprobiert. Es werden Algorithmen für intelligente Energiesysteme genutzt, mit Sprach- und Gesichtserkennung experimentiert. Es entstehen nützliche Lösungen, die oft wenig spektakulär sind, aber die Menschen bei ihrer Arbeit unterstützen. Und die sie verstehen und unter Kontrolle haben, denn schließlich haben sie sie selbst entwickelt oder zur Anwendung gebracht.

Neben diesem unmittelbaren Nutzen für die Menschen und die Unternehmen gewinnen sie das Gefühl, die Kontrolle über ihre Zukunft zu behalten. Weil sie diese ein Stück weit mitgestalten. So behalten sie die Herrschaft über KI, statt zu deren Sklaven zu werden. Innovative Unternehmen und kluge Vorgesetzte fördern dieses Bemühen. Es geht um Lernen, Kompetenzgewinnung und darum, dem technologischen Fortschritt den Boden zu bereiten und ihn zu kontrollieren. Denn aufhalten lässt er sich sowieso nicht!

Bleibt noch die Frage, was geschieht, wenn tatsächlich – und auch das wird eintreten – Menschen in großer Zahl aus den Arbeitsprozessen freigesetzt werden? Für diesen Fall habe ich persönlich zwei Gewissheiten. Erstens wird in unserer Gesellschaft niemand dadurch in materielle Not geraten. Es gibt bereits jetzt viele Formen der sozialen Sicherung, und außerdem schreitet die Diskussion um das durch Roboterarbeit finanzierte Grundeinkommen voran. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, wird es dort Lösungen geben. Dann bleibt natürlich noch die Sinnfrage – was machen die Menschen mit der so gewonnenen, nicht mehr durch Arbeit gefüllten Zeit. Hier gilt meine zweite Gewissheit: Menschen finden ihren Sinn, wenn sie von materiellem Druck befreit sind und ihnen Möglichkeiten und Freiräume geboten sind. Hier steht die Politik vor ihrer größten Herausforderung, weil sie Lösungen nämlich nicht durch neue Regeln und Vorschriften finden kann, sondern nur, indem sie Freiräume schafft und Ressourcen bereitstellt.