(6) Menschen befähigen

Wir unterscheiden zwischen „befähigt“ und „qualifiziert“. 

Jeder Mensch ist für etwas befähigt. Es gilt herauszufinden, für welche Aufgabe, für welche Rolle er befähigt ist. Dafür hat er Talent. Talent erkennt man daran, dass die Erfüllung der Aufgabe, die Ausfüllung der Rolle leichtfällt, der betreffende Mensch sie sich bei Freiheit der Wahl selbst aussucht. 

Qualifiziert für eine Aufgabe, für eine Rolle ist jemand, der das nötige Wissen, die erforderlichen Fertigkeiten und Erfahrungen erworben hat. 

Talent hat man, qualifizieren muss man sich. Qualifizierung ist ein aktiver Prozess. Man wird nicht qualifiziert, sondern man qualifiziert sich selbst. Erst wenn beides zusammenkommt, entsteht ein Könner. Die Leistung eines qualifizierten Talents, also eines Könners, wird immer höher sein, als die eines zwar qualifizierten, aber für die Aufgabe oder Rolle nicht talentierten Menschen.

Könner erkennen Talente. Wenn Könner Talente fördern, wird er oder sie zum Mentor. Mentor wirkt vor dem Hintergrund seiner eigenen Erfahrungen als Talent und Könner und folgt den Fragen des Talents.

Zur Sicherung von Wettbewerbsvorteilen, zumal in heißer Umgebung, müssen vom Unternehmen zwei Leistungen gebracht werden, Talentsuche intern und extern sowie die Schaffung von Möglichkeiten für Qualifizierung. Das Talent muss die Leistung des sich Qualifizierens beisteuern.

Talentsuche kann ein langwieriger Prozess sein. Dazu muss einerseits Klarheit über die Anforderungen bestehen, andererseits müssen die „Fähigkeiten“ des Kandidaten deutlich werden. Das gelingt durch die Beobachtung des Kandidaten in herausfordernden Situationen durch Könner/Mentoren. In Ausnahmefällen können das Assessments sein, wirkungsvoller sind praktische Einsätze und echte Herausforderungen. Dabei und durch begleitende Unterstützung durch Mentoren wird Talent entdeckt und zum Könner entwickelt. Hilfreich für Suche, Auswahl und Entwicklung von Talenten ist das Modell Mensch/Person/Rolle.

 

Mensch steht für unsere angeborenen Fähigkeiten – dazu gehört die Kategorie Talent, Person steht für das Ergebnis unserer Sozialisation – Teil davon ist Qualifizierung. Als Person zeigen wir uns, als Person werden wir wahrgenommen. In Person bildet sich das Ergebnis unserer gesammelten und verarbeiteten Erfahrungen ab, unsere Qualifikation. Person verändert sich im Laufe der Zeit.

Die Rollen werden von der Umgebung der Person, also z.B. vom Unternehmen, vom Team oder vom Sportverein, bestimmt. Sie sollen das Funktionieren in der jeweiligen Umgebung sichern und sind deshalb nicht beliebig änderbar. Zwischen Rolle und Person entstehen Spannungsfelder, wenn beides nicht zueinander passt, also wenn ein Mangel an Talent oder Qualifikation vorliegt. Mangel an Qualifikation kann durch Schulung, Training, Gewöhnung und Unterstützung behoben werden, Mangel an Talent nicht. Eine Rolle, für die ein Mitarbeiter kein Talent besitzt, sollte er nicht einzunehmen versuchen. Ebenso unsinnig ist es in diesem Falle, Aufwand für Qualifizierung zu treiben. Besonders wichtig ist das für die Rolle einer Führungskraft, siehe (9).